Wir waren so lang verschont geblieben, aber hier sind wir wieder. Die Quarantäne hat uns zurück. Sowohl in der Kita des Midizwergs, als auch in der Klasse des Maxizwergs sind Coronafälle aufgetreten und nun sitzen wir mit allen zu Hause. Waren wir zu Beginn der Pandemie noch dankbar unsere sozialen Verpflichtungen auch mal schleifen lassen zu dürfen, so sehnen wir uns nach fast 2 Jahren sozialer Distanz mittlerweile echt nach Treffen mit Freunden und Normalität.
Viele Eltern da draußen fühlen jetzt vermutlich unsere Verzweiflung. 3 Kinder und keine Möglichkeit etwas zu unternehmen. Da weiß man am Abend, was man gemacht hat – oder eben nicht. Denn schauen wir uns aktuell in unserem Haus um, können wir uns nicht sicher sein ob wir oder eine Horde Trolle hier wohnen.
Auch ohne Quarantäne konnten wir dank Corona mittlerweile fast jeden Grashalm in unserer Region mit Namen grüßen. Üblicherweise sind wir fast täglich auf Achse, besuchen Veranstaltungen, Indoorspielplätze, Zoos, Schwimmbäder, Theater und Bowlingbahnen. Jetzt aber sitzen wir seit fast 2 Jahren nur noch im Haus oder gehen spazieren – meist alleine. Das ist langweilig, frustrierend und schlägt uns als Familie allmählich auf die Psyche. Aber was tun, wenn man nicht mal mehr bei einem Waldspaziergang die Kinder auspowern darf?
Es fängt schon am Morgen an. 4.30 Uhr, selten später, wollen 2 von 3 Kindern Frühstück. Jetzt! Sofort! Also stehen wir auf. Schlaf wird eh überbewertet. Außer natürlich beim Maxizwerg. Die würde wenn sie könnte nämlich mittlerweile auch bis Mittags im Bett „chillaxen“. So gehört sich das eben für einen angehenden Teenie. Tja, Pech gehabt. Denn genau SIE muss rechtzeitig aufstehen um sich fürs Homeshooling fit zu machen. Papa straffe deine Schultern, DU weckst heute mal dieses Kind! So sitzen dann 2 hungrige und energiegeladene und 1 maulendes Zwergenkindelein an unserem Esstisch. Jippieee. Darauf erstmal Kaffee, intravenös wenn`s geht, bitte!!! Und schon gleich nach dem Frühstück sieht es um den Tisch aus als hätten wir eine ganze Herde Krümelmonster beherbergt. Mama kramt ihre Weihnachtswunschliste hervor und schreibt schon mal einen Hund darauf. Die sollen ganz toll als Staubsauger fungieren, haben wir uns sagen lassen.
Um kurz vor 8 beginnt der richtige Stress. Das verschlafene Schulkind hat Hausaufgaben und der Sohnemann nimmt das gern zum Anlass seine künstlerischen Ideen auf ihren Schulheften auszuleben. Also fix trennen, Aufgaben verteilen und wieder Kaffee, vieeeel Kaffee!!! Es könnte nun einfach mal alles funktionieren, aber liebe Eltern da draußen, ihr kennt das auch oder? Oder? Mama widmet sich dem Haushalt und das Baby brüllt aus Leibeskräften. Da hat sich die Mama doch tatsächlich 20 cm vom Baby entfernt. Skandal! Tochterkind brüllt ebenfalls. Schule ist doof und sowieso und überhaupt macht sie jetzt NICHTS mehr! Während Mama also dem geliebten Töchterchen den Sinn von Schule erklärt, ganz pädagogisch wertvoll mit Arbeitslosigkeit drohend, das Baby auf dem einen Arm beruhigt und mit der anderen Hand lässig den Geschirrspüler einräumt kommt der Midizwerg, voll beladen und mit tapsenden Schritten, aus dem Spielzimmer daher und entleert eine volle Ladung blinkendes und tönendes Spielzeug in unser sonst spielzeugfreies Instagramwohnzimmer. Mist!
Mama tauscht nun Eisenbahn und Tut Tut Flitzer gegen Kissen und Decken und lässt den Kleinkindrabauken erstmal eine Kissenburg bauen. Das ist leise. Leise ist gut. Doch schon krakeelt die Große wieder wie unfair das doch sei. Sie müsse schließlich lernen und darf nicht spielen. Mama schaut auf die Uhr. Es ist 9:30 Uhr. Statt eines Knoppers, welches sich die Deutschen weithin bekannt um diese Zeit gönnen, gibt es eine kurze Spielpause für alle und noch mal eine Runde Kaffee.
So vergeht der Großteil des Vormittags bis das Mittagessen ansteht. Es ist Dienstag und der schwer arbeitende Büropapa möchte mal wieder was besonderes essen. Ja nee, ist klar. Also gibt es heute Entenbraten mit Rotkohl und Klößen. Hahaha… giggel giggel… kicher. „Mama, es gibt Santa Kloß!“. Na immerhin einer findet für einen kurzen Moment seinen Humor. 🙂
Mehrere Male ist das Essen kurz vor dem überkochen oder verkohlen, denn aus allen Zimmern ruft es „Maaaamaaaa“. Jeder möchte Mamas ungeteilte Aufmerksamkeit und sein kleines oder größeres Anliegen dringend mitteilen. Einmal umrühren und das Baby trösten, welches gerade eine satte Kopfnuss vom Bruder kassiert hat. Schnell die Ente bestreichen und die Hausaufgaben der Tochter kontrollieren. Währenddessen weint das Baby, denn Mama ist wieder kurz aus dem Blickfeld, am Herd kocht etwas über und das 2jährige Kind stiefelt munter in Richtung Küche. Küche? Oh nein! Heiß, verbrennen, Kind retten… Lauf Mama, lauf! (PS: Mamas Name ist nicht Forest und Pralinen gab es dafür auch nicht.)
Wer bis hierhin noch nicht schweißgebadet ist, der muss die Ruhe selbst sein. Für uns kann zumindest dieser Tag aber jetzt gerne weg. Ein Blick auf die Uhr. Es ist 13:00 Uhr. Das Essen war genießbar, zumindest gerade noch so, Baby und Kind gönnen sich einen Mittagsschlaf und das vorpubertäre Mädel ist vor dem Fernseher geparkt. Zeit für eine kurze Pause. Vom Sofa aus fällt Mamas Blick ins Spielzimmer. Dresden 1945 können wir damit Konkurrenz machen. Wie kann man in so kurzer Zeit nur so viel Spielzeug ausräumen und in einem so kleinen Zimmer verstreuen. Mama entscheidet das heute Abend aufzuräumen und macht die Tür zu. Aus den Augen, aus dem Sinn. So wie sich die Tür schließt öffnen sich die Augen des Babys. Bereit für eine neue Runde?
Liebe Eltern da draußen, Quarantäne sucks!
Aber irgendwann neigt sich auch so ein Tag mal dem Ende. Dann sitzen sie in trauter Dreisamkeit am Klavier und alles ist schön. Je nachdem wer gerade spielt klingt das sogar richtig gut. Der Midizwerg erteilt Musikwünsche, das Tochterkind versucht sie umzusetzen und das Baby mag einfach nur der Musik lauschen. Alle lachen, keiner streitet und man könnte sich dafür fast zufrieden auf die Schulter klopfen. Was haben wir doch für tolle Kinder in diese Welt gesetzt. Darauf doch gern mal wieder einen Kaffee!
Die trügerische Idylle verleitet einen augenblicklich dazu einen neuen Blogbeitrag zu schreiben. Schreiten wir zur Tat solang es still und ruhig ist. Da kann man sich doch ganz entspannt mal hinsetzen und seine Gedanken ordnen und aufschreiben.
Noch während am PC geklimpert wird, tönen ganz neue Klänge aus dem erneut in Beschlag genommenem Spielzimmer. „Krach“. „Upsiiiiiii, nix passiert.“ Und du weißt genau, es ist etwas passiert…
Die Quarantäne forderte einen Lattenrost, einen Teller, eine Wand muss neu gestrichen werden und unsere Küchenarbeitsplatte wurde beim Basteln mit Edding verziert. Außerdem entleerte unser Milchbubi in einem totalen Zuckerrausch 2 kg Kakaopulver quer durch die Küche, weil die große Schwester die Vorratskammer vergessen hatte abzusperren. Herzallerliebst, aber nichts, was man nicht putzen oder reparieren könnte.
Unser Fazit: Wir haben echt krass coole Kinder, aber ab und zu müssen sie mal gelüftet werden.
Okay okay Leute, nur noch 1 Woche… dann sind wir wieder frei. Schickt uns gute Nerven und Kaffee. Ach ja, auch Kakaopulver ist derzeit gern gesehen. 😀
Familie Trautmann