Als Mama eines behinderten Kindes bin ich immer bemüht mein Kind bestmöglich zu fördern. Daher gehen wir mit meinem Sohn Jaron schon seit vielen Jahren regelmäßig zur Reittherapie. Jede Woche ist das für uns ein sehr schöner Termin, auf den wir uns freuen. Über die Jahre hinweg konnten wir dadurch schon so viele kleine und große Fortschritte in seiner Entwicklung verzeichnen.
Wenn ich mich noch zurück erinnere, da war er ca. 2 Jahre alt. Jaron war aufgrund seiner Hypotonie wie ein „Sack“. Er konnte nicht sitzen, nicht krabbeln und an Stehen war überhaupt nicht zu denken. Also entschieden wir uns damals das therapeutische Reiten auszuprobieren, da ich schon viel Positives darüber gehört hatte.
Ganz langsam und mit viel Gefühl auf seine Bedürfnisse und Probleme, hat die Reittherapeutin angefangen ihn an das Pferd zu gewöhnen. Hier zählte nicht in erster Linie das Reiten an sich. Er sollte erst einmal den Kontakt zum Pferd aufbauen, spüren und fühlen, wie sich das Fell und das warme weiche Maul anfühlt, die Haare die an der Hand kitzeln und den Atem des Tieres wahrnehmen. Er fand das die ersten Male, aufgrund seiner Wahrnehmungsstörung, ganz furchtbar, aber das Pferd strahlte eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit auf ihn aus, dass war sehr beeindruckend zu beobachten. Nichts konnte das gut ausgebildete Therapiepferd aus der Ruhe bringen, nicht einmal lautes Geschrei oder massive Abwehr. Es schien, als ob es ihm sagen wollte, ich bin hier und ich bleibe da, du brauchst keine Angst zu haben. Es ist alles in Ordnung.
In den ersten Monaten saß die Therapeutin mit ihm zusammen auf dem Pferd , indem sie ihn gestützt und gehalten hat. Später konnte er dann allein sitzen, denn seine Muskulatur wurde von Mal zu Mal besser. Mittlerweile ist er 11 Jahre alt und läuft mit mir und Unterstützung von speziellen Orthesen und einem Lauftrainer eifrig durchs Dorf und liebt ausgiebige lange Spaziergänge.
Auch die kleine 5-jährige Karla besucht seit 2 Jahren mit großer Begeisterung den Reiterhof zur Reittherapie. Auch ihr fiel damals das Laufen schwer und es gelangen nur einzelne recht unkoordinierte Schritte. Mit Unterstützung der Therapie auf dem Pferd kann Karla mittlerweile gut an der Hand laufen. Auch sie genießt die Zeit ausgiebig. Hier heißt es auch einfach mal nur sich hinlegen, entspannen und das Gefühl haben getragen werden, den Schritt und die Bewegung des Pferdes spüren.
Für unsere Kinder ist es ein schönes Gefühl, trotz ihrer Beeinträchtigungen, auch etwas Besonderes zu können. Karlas Mama lobt sie oft und sagt, dass sie eine richtige Reiterin ist und dann strahlt sie voller Stolz.
Wir Mamas beobachten, dass die Kids nach jeder Reitstunde fröhlich und entspannt sind, denn oftmals sind die normalen Therapiestunden wie Physio- oder Ergotherapie eher nervig. Da heißt es immer, dass diese und jene Übungen gemacht werden müssen. Auch wir Eltern haben irgendwie den Druck „machen“ zu müssen, damit man ja nichts verpasst.
Die Reittherapieeinheiten sind auch anstrengend, da ganzheitlich therapeutisch viel im Körper passiert, aber es überwiegt doch mehr der Spaßfaktor und das angenehme Gefühl für alle.
Im Bayreuther Land gibt es verschiedene Angebote. Sie variieren von Hippotherapie, über pferdgestützte Reittherapie bis hin zu heilpädagogischen Reiten, welche von fachlich ausgebildeten Therapeuten angeboten werden.
Aber nicht nur Kinder mit körperlichen Beeinträchtigung sind hier gut aufgehoben, auch bei Lern- oder Konzentrationsschwierigkeiten, sowie Verhaltensauffälligkeiten kann geholfen werden.
Ich kann es Euch nur empfehlen, es einmal selbst auszuprobieren, wenn bei Euren Kindern Bedarf besteht. Nähere Infos zu den verschiedenen Anbietern erhaltet ihr hier.
HIPPOTEAM Bayreuth – Land e.V. – Therapeutisches Reiten & mehr (hippoteam-bayreuth-land.de)
www.moeller-hubenberg.de – Schön, dass Du da bist!
Anke Potzel