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  • Ruth – Eine Mutmachgeschichte

    Kind reitet auf einem Pony, ein anderes Kind führt

Bevor wir vor einigen Jahren nach Bayreuth gezogen sind, haben wir in den USA gelebt. Dort hatte ich eine Freundin: Ruth. Ruth war Professorin an zwei verschiedenen Hochschulen. Sie war über fünfzig und ihr Körper konnte beim Pi-Yo-Fitness Dinge tun, die ich nur staunend, ausgestreckt liegend, von meiner Yogamatte aus beobachten konnte. Vor allem aber hatte Ruth vier Kinder adoptiert, alle aus dem Ausland, alle mit besonderen Bedürfnissen.

Ich habe Ruth bewundert, aber richtig nahe gekommen sind wir uns erst, als wir einmal nach dem Sport gemeinsam Kaffee trinken waren. Ich steckte damals mit meinem Partner mitten in einem Entscheidungsprozess, von dem ich wusste, dass er unser Leben für immer verändern würde. Wir wussten, wir müssen uns entscheiden. Aber wir wussten nicht, welche Entscheidung eine gute sein würde. Und eigentlich fühlten sich alle falsch an.

Ich weiß nicht mehr, wie ich meine Frage formuliert oder was ich Ruth genau gefragt habe. Aber ich weiß, dass ich mir von ihr, deren Leben auf mich so perfekt wirkte, einen Rat erhofft hatte, mit dem ich nichts falsch machen konnte. Ruth antwortete mir etwas, woran ich seitdem immer wieder denken muss. Sie sagte, „Most of the time, life means crying on the bathroom floor at 1 am in the morning” („Meistens bedeutet das Leben, um 1 Uhr nachts auf dem Badezimmerboden zu weinen“).

Ich weiß nicht warum, aber mir hat dieser Satz Mut gemacht. Vielleicht, weil mir klar wurde, dass kein Leben perfekt ist, egal, wie es von außen aussieht. Und noch etwas anderes ist dabei passiert: Ruth wurde von einer Person, die ich bewunderte, zu einer Freundin.

Studien zeigen, dass es immer schwieriger wird, enge Freundschaften zu schließen, je älter wir werden. Ich weiß, dass es vielen Menschen um mich herum so geht. Wissenschaftler*innen zeigen auch, dass es eine sichere Methode gibt, wie aus Fremden Freunde werden: sich verletzbar machen und diese Verletzbarkeit zu zeigen.

Unsere Tochter war vor kurzem auf dem Kindergeburtstag ihrer besten Freundin. Gefeiert wurde auf einem Ponyhof mit Reiten. Weder ich noch ihr Vater konnten dabei sein, wir mussten beide arbeiten. Als wir am Abend unsere Tochter abholten, war sie glücklich und durchgefroren, den Bauch voller Kuchen und in der Hand eine Tüte mit Süßigkeiten. Erst am nächsten Tag habe ich von einer anderen Mutter erfahren, dass sie sich nicht getraut hatte, auf den Ponys zu reiten. Als einziges Kind ist sie stattdessen mit den Müttern und Vätern neben den Ponys hergegangen, zwei Stunden lang.

Ich weiß nicht, was mehr Mut erfordert: Den mehr oder weniger verständnisvollen Aufforderungen der anderen Eltern, es doch einfach einmal auszuprobieren, standzuhalten oder einfach aufs Pferd zu steigen. Aber ich glaube, dass unsere Kinder auch deshalb so schnell Freundschaften schließen, weil sie ihr Umfeld an ihren Ängsten und Sorgen, an ihrem Glück und ihrer Wut auf eine Art und Weise teilhaben lassen, wie es uns Erwachsenen oft schwerfällt.

Am nächsten Abend habe ich meine Tochter gefragt, wie ihr der Kindergeburtstag ihrer Freundin gefallen hat. Sie meinte, es war toll. Als ich sie gefragt habe, warum, antwortete meine Tochter: Weil meine beste Freundin Geburtstag hatte.

Eva Hoffmann

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